Die Philosophisch-historische Fakultät verleiht die Ehrendoktorwürde an Georges Didi-Huberman, der kunstgeschichtlichen Fragestellungen mit produktiven Ansätzen aus der Philosophie, Psychologie und Literaturwissenschaft wegweisende Impulse verleiht, der in kreativer Weiterentwicklung der Arbeiten von Kulturtheoretikern wie Walter Benjamin dem gegenwärtigen Verständnis der Künste neue Horizonte erschliesst, der mit seinen Forschungen den inter- und transdisziplinären Dialog der Kulturwissenschaften in einzigartiger Weise
befördert.
Georges Didi-Huberman (geb. 1953) ist ein französischer Kunsthistoriker mit interdisziplinärer Ausrichtung in den Gebieten der visuellen Künste, der Kunstgeschichte, Psychoanalyse, Literatur- und Kulturwissenschaften sowie der Philosophie. Nach dem Studium in Lyon (Kunstgeschichte, Philosophie) wurde er 1981 an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris bei Louis Marin promoviert. Seit 1990 lehrt er ebenda, 2019 am Centre de recherche sur les arts et le langage. Zahlreiche Gastdozenturen und Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem an die Harvard University, an die Johns Hopkins University, an die University of California, Berkeley, nach Princeton, Toronto und Basel (NFS Eikones).
Georges Didi-Huberman betreibt eine Kritik der traditionellen Kunstgeschichte. In Auseinandersetzung u.a. mit Sigmund Freud und Aby Warburg hat er eine alternative Philosophie der visuellen Künste begründet. Er widmet sich der Geschichte der Ästhetik und Poetik in der Kunst von der Vormoderne bis zur Gegenwart. Dabei verfolgt er hermeneutische und phänomenologische Fragestellungen zur Rezeption und Produktion der Bildkunst (z.B. Ninfa moderna. Essai sur le drapé tombé, Paris 2002) und führt Ansätze von Theoretikern wie Walter Benjamin kreativ und einflussreich weiter. Für Benjamins Rezeption im französischen Sprachraum hat er eine wesentliche Rolle gespielt. Im Zentrum von Didi-Hubermans OEuvre, das nahezu 50 Bände umfasst, stehen Fragen des künstlerischen Sammelns, der Reproduzierbarkeit, der ‘Aura’ und des ‘Kultwerts’ von Kunstwerken, des Zusammenwirkens von Bildkunst und Literatur sowie der künstlerischen und literarischen Montage.