Das Institut für Philosophie evaluierte seine zehn Studienprogramme im Rahmen der fakultär verankerten Qualitätssicherungsmassnahmen und ohne besonderen Anlass. Die letzte Studienprogrammrevision stammt aus dem Jahre 2013; sie basierte nicht auf einer Studienprogrammevaluation und zog nur unerhebliche Anpassungen der Studienprogramme nach sich. Der Zeitpunkt 2019-2020 bot sich für eine Evaluation an, weil erstmals seit längerer Zeit wieder alle Professuren besetzt waren. Das Hauptinstrument der hier vorgestellten Evaluation war eine umfangreiche Umfrage, die unter den Studierenden im HS 2019 durchgeführt wurde. Am 9.12.2019 wurde mit den Studierenden ein Roundtable veranstaltet, wo wichtige Ergebnisse einer ersten Auswertung der Umfrage vertieft diskutiert wurden. Die Evaluationskommission hat die Angehörigen des Instituts am 19.10.2020 über das Ergebnis der Auswertung informiert und mögliche Massnahmen besprochen.
Der Berner Bachelor Philosophie bietet eine Einführung in Grundbegriffe und zentrale Fragestellungen der Philosophie. Das Spektrum umfasst sowohl die theoretische Philosophie, z.B. Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Logik, als auch die praktische Philosophie, z.B. Ethik, Handlungstheorie und die politische Philosophie. Dazu kommen Spezialgebiete wie die Philosophie des Geistes und die Wissenschaftsphilosophie. Auch ein Studium der Geschichte der Philosophie ist Teil des Programms. Zusätzlich zu den inhaltlich ausgerichteten Lehrveranstaltungen wird das Lehrangebot durch einführende Veranstaltungen ergänzt, in denen insbesondere Studienbeginnerinnen und -beginner grundlegende Techniken des philosophischen Arbeitens erlernen.
Im Masterprogramm der Philosophie besteht für die Studierenden die Möglichkeit, spezifischere Fragestellungen und aktuelle Debatten der Philosophie kennenzulernen und gemäss den eigenen Interessen auch längerfristig zu verfolgen. Das inhaltliche Spektrum umfasst alle relevanten Teilbereiche der gegenwärtigen Forschungslandschaft. Neben regulären Seminaren können Studierende in Kolloquien, Blockseminaren und im Rahmen von intensiv betreuten Projektarbeiten ihre philosophischen Interessen profilieren und werden so optimal auf das Verfassen der Masterarbeit und eine etwaige weiterführende wissenschaftliche Karriere vorbereitet. Die Masterarbeit (ca. 25000 Wörter ohne Bibliographie, 30 ECTS) ist eine umfangreichere wissenschaftliche Arbeit. Sie wird im letzten Semester des Master-Studienprogramms Philosophie (Major) verfasst und im Rahmen eines Kolloquiums vorgestellt und diskutiert. Neben dem Bachelor- und Masterprogramm in Philosophie bietet das Institut für Philosophie weitere, spezialisiertere Studienprogramme an:
Der internationale Monomaster of Arts in Political, Legal, and Economic Philosophy (PLEP) richtet sich an Studierende, die über einen Bachelor in Philosophie, Politikwissenschaften, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften oder einem Programm verfügen, in dem diese Fächer in einer Mischung auftreten (etwa Philosophy and Economics).
Der Master in Wissenschaftsphilosophie richtet sich an Studierende, die sich ausgehend von der Philosophie oder auch Sozial- und Naturwissenschaften für die philosophische Reflexion der Wissenschaften interessieren. - Der Minor in Wissenschaftsphilosophie (Bachelor und Master) ist ein attraktives Nebenfachangebot für Studierende aus der Phil.-hist. Fakultät, aber auch anderer Fakultäten.
Der Bachelor-Minor in Philosophie des Geistes ist insbesondere als Nebenfach für Studierende der Psychologie konzipiert. Im Folgenden werden alle Studienprogramm ausser dem PLEP gemeinsam behandelt.
Die Evaluation untersuchte die Qualität der Lehre sowie die gesellschaftliche Relevanz und die Entwicklungsfähigkeit der Studienprogramme. Dabei zeigten sich die besonderen Stärken der Programme wie auch kleinere Schwachpunkte:
Von den Studierenden werden das breit gefächerte Angebot, die interdisziplinären Perspektiven und die relativ freie Gestaltung des Studiums besonders geschätzt. Dabei hat sich gezeigt, dass Studierende die Möglichkeit, im Bachelor sehr frei zu studieren, schätzen, dass aber gleichzeitig ein sinnvoller Studienverlauf klarer, verbindlicher und besser kommuniziert werden sollte. Aus diesem Grund wurde als Massnahme beschlossen, die Regelstudienpläne besser bekannt zu machen. Kritisch wurden von den Studierenden die Durchmischung von Bachelor- und Masterstufe in den Veranstaltungen bewertet. Masterstudierende fühlen sich zu wenig gefordert und wünschen sich, dass sich das Masterstudium stärker vom Bachelorstudium abhebt. Um diesen Herausforderungen angemessen begegnen zu können, werden seit 2019 Kombinationsangebote für Bachelor- und Master-Studierende nur noch in begründeten Fällen angeboten. Die Lehrplankonferenz entscheidet über diese Fälle.
Wertet man die offenen Antworten der Masterstudierenden zur allgemeinen Zufriedenheit mit dem Studium aus, lassen sich drei Faktoren ausmachen, die zur Unzufriedenheit beitragen könnten: In Bezug auf das Lehrangebot wünschen sich einige Studierende mehr Auswahl bei den Themen. Hier werden z.B. genannt: mehr praxisbezogene Kurse, mehr oder auch weniger Klassiker und kanonische Texte, zudem spezifische Themen (z.B. Umwelt- und Nachhaltigkeitsethik, Metaethik) und Philosophen (z.B. Spinoza, Nietzsche, Arendt). Hinsichtlich der Kommunikation zwischen Studierenden und Dozierenden ist immer noch eine gewisse Unzufriedenheit mit den Rückmeldungen zu schriftlichen Arbeiten zu verzeichnen. Schliesslich scheint es bei einigen Studierenden Schwierigkeiten beim Verfassen schriftlicher Arbeiten zu geben, was sich darin äussert, dass einige denken, schriftliche Arbeiten hätten ein zu starkes Gewicht, und dass mehr methodische Angebote im Bereich Schreibkompetenzen angeregt werden.
Neben bereits getroffenen Massnahmen wie einer besseren Kommunikation und einer spezifischen Erweiterung des Studienangebots sollen in den nächsten Jahren weitere Massnahmen umgesetzt werden, etwa zur Förderung der Schreibkompetenz. Das Fakultätskollegium hat den Bericht am 31.05.2021 zu Händen der Fakultät verabschiedet.